Die antiseptische Wirkung von Silber wird seit Jahrtausenden und noch heute medizinisch eingesetzt. Als ‚Breitband-Antibiotikum‘ beeinflusst es das Mikrobiom und obwohl Silber als relativ ungiftig eingeschätzt wird, sind Silberbelastungserkrankungen wie die Argyrie bekannt. Dass diese Hauterkrankung, die letztendlich eine Metallbelastung ist, als irreversible gilt und somit diagnostisch übersehen wird, dürfte anhand neuer Ergebnisse eine überholte Einschätzung sein.
Die vorliegenden diagnostischen Untersuchungen demonstrieren, dass eine erfolgreiche Silberentlastung möglich scheint. Dass in Speichel- und Stuhlproben derart hohe Belastungen nachgewiesen wurden, dürfte die diagnostische Bedeutung dieser Matrizes, auch in der Mikrobiom Behandlung, in den Vordergrund rücken. Zur Unterstützung dieser Erkenntnisse sind klinische Forschungen ratsam und notwendig.
Silberverbindungen werden als Silbersalze in der Photoindustrie, zum Versilbern. zur Herstellung unauslöschlicher Tinte, und in der Heilkunde auf Grund der bakteriziden Wirkung verwendet, auch als kolloidales Silber (dessen Wirksamkeit umstritten ist). In der Behandlung chronischer Wunden werden heute u. a. Silberalginate eingesetzt. In Kaffeeautomaten, Wasserfiltergeräten, Schwimmbädern oder Whirlpools wird oft Silber als Bakterizid verwendet. In neuerer Zeit wurden Werkstoffe oder Beschichtungsverfahren entwickelt, die sich die antibakterielle Wirkung von Silber zunutze machen. Mit bestimmten Verfahren wird in der Regel nanoskaliges Silber in Werkstoffe eingebettet. Das eingebettete Silber gibt kontinuierlich Silberionen ab und wirkt dadurch antibakteriell. Weiterhin gibt es mit Silber imprägnierte Kleidung für Neurodermitiker, die einerseits eine kühlende Wirkung besitzt, aber auch die Bakteriendichte (z.B. von Staphylokokken) reduziert.
Metallisches Silber ist relativ ungiftig. Studien an Menschen und Tieren zeigen, dass Silberverbindungen leicht durch die Einatmung und orale Routen aufgenommen werden. Die Aufnahme durch die Haut ist vergleichsweise schlecht.
Wird Silber peroral über längere Zeit in niedrigen Dosen aufgenommen z.B. als kolloidales Silber, so kann das eine gutartige, aber irreversible schiefergraue Verfärbung der Fingernägel, der Schleimhaut und der Haut zur Folge haben, die sogenannte Argyrie, eine heute seltene Erkrankung. Silber reichert sich u. a. auch in der Leber, den Nieren, der Hornhaut der Augen, dem Zahnfleisch und der Milz an. Eine erhöhte Silberakkumulation im Körper wurden bei Arbeitern der Silberindustrie verzeichnet, die Kontakt mit metallischem Silber, Silberstaub, kolloidalem Silber, silberhaltigen Medikamenten oder Silbersalzen hatten. Symptome einer akuten Silberexposition sind Geschmacksstörungen und Riechstörungen sowie zerebralen Krampfanfälle.
Die Ausscheidung erfolgt über Leber und auch Nieren. In Haaren und Nägeln kann Silber angereichert werden. Bei einer Zinkunterversorgung scheint sich die Silberaufnahme des Körpers zu erhöhen.
Laut Information des Umweltbundesamtes (Juli 2021) gibt es für Silber keinen Grenzwert in der Trinkwasserverordnung. Bis 2017 war die Zugabe von bis zu 0,1 mg/l Silber zu Aufbereitungszwecken zulässig. Nach Aufbereitung durften maximal 0,08 mg/l Silber im Trinkwasser vorhanden sein. Seit Ende 2017 ist eine Aufbereitung mit Silber nicht mehr zugelassen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt in ihren „Guidelines for Drinking-Water Quality“ die Einhaltung einer Konzentration von weniger als 0,1 mg/l bei lebenslanger Exposition. Die Datenlage wird als nicht ausreichend zur Ableitung eines gesundheitsbezogenen „guideline values“ angesehen.
Umweltbundesamt (2015): Bekanntmachung der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung – 18. Änderung. Im Internet unter: https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/jmlkv8gFw11LNxQ7hao/content/jmlkv8gFw11LNxQ7hao/BAnz%20AT%2024.12.2015%20B10.pdf,
aufgerufen am: 26.07.2021
Umweltbundesamt (2017): Bekanntmachung der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung – 19. Änderung. Im Internet unter: https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/Yeh06ouBQOzFODe2vhr/content/Yeh06ouBQOzFODe2vhr/BAnz%20AT%2019.12.2017%20B9.pdf,
aufgerufen am: 26.07.2021
WHO (2017): Guidelines for Drinking-Water Quality, 4th edition incorporating the first addendum, Genf, im Internet unter: http://www.who.int/water_sanitation_health/publications/drinking-water-quality-guidelines-4-including-1st-addendum/en/,
aufgerufen am: 26.07.2021
Susan London, 24.11.2023 Download von Univadis (Medscape)
Mit Chitosan oder Silber imprägnierte antibakterielle Kleidung ist zur Reduzierung des Schweregrads und der Symptome von atopischer Dermatitis (AD) nicht besser als herkömmliche therapeutische Kleidung oder die Anwendung topischer Steroide. Dies geht aus einer niederländischen Studie hervor, die im British Journal of Dermatology veröffentlicht wurde.
Die Prüfärzte führten eine randomisierte kontrollierte Studie an mehreren Prüfzentren mit 171 Patientinnen und Patienten jeden Alters mit mittelschwerer bis schwerer AD durch (die ABC-Studie).
Die Patientinnen und Patienten wurden im Rahmen einer doppelten Verblindung entweder herkömmlicher therapeutischer Kleidung (aus Mikromodalfasern und Lycra), mit Chitosan imprägnierter antibakterieller Kleidung oder mit Silber imprägnierter antibakterieller Kleidung zugewiesen. Sie wurden angewiesen, diese Kleidung zumindest nachts zu tragen.
Das primäre Ergebnis der Studie war der Unterschied zwischen den Gruppen in Bezug auf den Schweregrad der Erkrankung, gemessen anhand des Eczema Area and Severity Index über 52 Wochen hinweg.
Nach 52 Wochen betrug der mediane Wert auf dem Eczema Area and Severity Index in der Gruppe mit herkömmlicher therapeutischer Kleidung 3,6, in der Gruppe mit antibakterieller Kleidung mit Chitosan 4,4 und in der Gruppe mit antibakterieller Kleidung mit Silber 5,8.
Während des gesamten 52-wöchigen Zeitraums gab es keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich dieses Werts zwischen der Gruppe mit herkömmlicher therapeutischer Kleidung und der Gruppe mit antibakterieller Kleidung mit Chitosan (-0,1 Punkt; P = 0,53) oder der Gruppe mit antibakterieller Kleidung mit Silber (-0,1 Punkt; P = 0,58).
Es gab eine geringe Interaktion zwischen Gruppe und Zeit, wonach die Patienten in der Gruppe mit antibakterieller Kleidung mit Silber nach 26 Wochen einen höheren Schweregrad der Erkrankung aufwiesen als Patienten in der Gruppe mit herkömmlicher therapeutischer Kleidung (P = 0,035).
Die drei Gruppen waren auch statistisch nicht unterscheidbar in Bezug auf die Ergebnisse aus Patientensicht (z. B. zu Pruritus, Schlafstörungen, Schmerzen), die Anwendung topischer Kortikosteroide, die Verringerung der Besiedelung der Haut mit S. aureus und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Die antibakterielle Kleidung war insofern unbedenklich, als keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse berichtet wurden und sich nur bei einem einzigen Patienten in der Gruppe mit antibakterieller Kleidung mit Silber Spuren einer Absorption des Metalls zeigten.